Agile Entscheidungen und Teamstabilität
Wie Führungskräfte Flexibilität und Sicherheit vereinen können
In der heutigen dynamischen Arbeitswelt ist es wichtig, dass Führungskräfte zunehmend zwischen flexiblen Anpassungen und der Sicherheit, die ihr Team erwartet, balancieren.
Oft werden sogenannte Typ-2-Entscheidungen, die umkehrbar und weniger riskant sind, als inkonsequent oder unsicher wahrgenommen. Diese Spannung stellt viele Führungskräfte vor eine Herausforderung. Wie kann in einem Umfeld, das schnelle Anpassungen erfordert, dennoch das Bedürfnis des Teams nach Stabilität und Verlässlichkeit erfüllt werden?
Typ-1- und Typ-2-Entscheidungen: Ein hilfreiches Modell
Die Unterscheidung zwischen Typ-1- und Typ-2-Entscheidungen, wie sie von Jeff Bezos geprägt wurde, ist ein nützliches Konzept, um Entscheidungen gezielt zu steuern.
- Typ-1-Entscheidungen sind wie Einbahnstraßen: Sie sind schwer umkehrbar, haben langfristige Auswirkungen und sollten daher mit besonderer Sorgfalt getroffen werden.
- Typ-2-Entscheidungen sind vergleichsweise risikoarm und reversibel. Sie erlauben es, schnell zu handeln und bei Bedarf anzupassen.
In der Praxis ist es jedoch nicht immer leicht, Typ-2-Entscheidungen so zu kommunizieren, dass das Team diese nicht als Zeichen von Unsicherheit oder fehlender Entschlossenheit missinterpretiert. Besonders in einem Umfeld, das auf Verlässlichkeit und Stabilität setzt, kann die flexible Natur von Typ-2-Entscheidungen als Unsicherheit gedeutet werden.
Das Dilemma: Flexibilität versus Sicherheit
Warum erleben Teams Anpassungen oft als Unsicherheit? Der Wunsch nach Sicherheit und Stabilität ist ein menschliches Grundbedürfnis – besonders in einem sich schnell verändernden Umfeld. Wenn Entscheidungen revidiert werden, kann das Team dies als Zeichen von fehlender Orientierung wahrnehmen. Für die Führungskraft gilt es daher, einerseits die Agilität zu wahren und gleichzeitig dem Team ein Gefühl von Verlässlichkeit zu vermitteln.
Wie kann Flexibilität und Stabilität in Einklang gebracht werden?
- Kommunikation ist der Schlüssel: Den Kontext schaffen
Der wichtigste Schritt ist die Kommunikation. Erkläre dem Team klar und transparent, dass Typ-2-Entscheidungen bewusst flexibel gehalten werden, um Anpassungen schnell vorzunehmen, ohne die übergeordneten Ziele aus den Augen zu verlieren. Wenn das Team versteht, dass diese Entscheidungen Teil eines iterativen Prozesses sind, kann das Unsicherheiten reduzieren.
Beispiel: „Diese Entscheidung ist ein erster Test. Wir beobachten die Auswirkungen und passen bei Bedarf an. So können wir das bestmögliche Ergebnis erzielen.“
- Psychologische Sicherheit fördern: Fehler als Lernchance betrachten
Ein Team, das Anpassungen als „Fehlentscheidungen“ wertet, braucht mehr psychologische Sicherheit. Fördere eine Kultur, in der Lernen und Optimieren als natürliche Bestandteile des Prozesses betrachtet werden. Psychologische Sicherheit entsteht, wenn Teammitglieder keine Angst haben, Fehler zu machen, und diese als Lernschritte sehen.
Beispiel: „Wenn wir nachjustieren, zeigt das, dass wir flexibel reagieren und kontinuierlich lernen. Anpassungen sind kein Zeichen von Unsicherheit, sondern von Weiterentwicklung.“
- Entscheidungen als Lernprozess kommunizieren
Stelle sicher, dass das Team den Zweck hinter der Flexibilität versteht. Entscheidungen sind nicht endgültig, sondern Bausteine eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Kommuniziere Anpassungen als gezielte Schritte um zu optimieren und nicht als Reaktion auf Unsicherheit.
Beispiel: „Unsere Erkenntnisse haben gezeigt, dass wir mit einer leichten Anpassung noch bessere Ergebnisse erzielen können. Das ist ein geplanter und bewusster Schritt.“
- Klare Rahmenbedingungen und stabile Ziele schaffen
Auch in einem agilen Umfeld können Führungskräfte für Stabilität sorgen, indem sie feste Rahmenbedingungen definieren. Während kleine Anpassungen flexibel gehandhabt werden, bleibt das übergeordnete Ziel klar und konstant. Dies gibt dem Team Orientierung, selbst wenn sich operative Details ändern.
Beispiel: „Unser übergeordnetes Ziel bleibt unverändert. Wir passen lediglich den Weg an, um es bestmöglich zu erreichen.“
- Beteiligen und Mitgestaltung fördern
Wenn das Team an Entscheidungsprozessen beteiligt wird, steigt die Akzeptanz. Durch ein stärkeres Einbinden in die Entscheidungsfindung entwickelt das Team ein besseres Verständnis, was notwendig ist und sieht diese eher als gemeinsamen Lernprozess.
Beispiel: „Lasst uns gemeinsam überlegen, welche Anpassungen sinnvoll wären. Euer Input hilft, die bestmögliche Lösung zu finden.“
- Konsistenz und Entschlossenheit zeigen
Selbst bei flexiblen Entscheidungen ist es wichtig, entschlossen zu handeln. Unsicherheit entsteht oft nicht durch die Veränderung selbst, sondern durch eine zögerliche oder schwankende Kommunikation. Achte darauf, klar und konsistent zu kommunizieren.
Beispiel: „Nach Evaluierung der Ergebnisse setzen wir nun gezielt den nächsten Schritt. Wir bleiben auf Kurs und optimieren kontinuierlich.“
Fazit: Agilität und Stabilität erfolgreich vereinen
Damit Führungskräfte in einem agilen Umfeld einen Weg finden, Flexibilität zu bewahren und gleichzeitig die Bedürfnisse des Teams nach Sicherheit zu erfüllen, braucht es eine klare Kommunikation und eine Kultur des Lernens. Durch das Einbetten in stabile Rahmenbedingungen kann ein Team erkennen, dass flexible Typ-2-Entscheidungen keine Unsicherheit signalisieren, sondern Ausdruck von Anpassungsfähigkeit und stetiger Optimierung sind. Und dies ist transformativen Zeiten einer der Erfolgsfaktoren.
Mit der richtigen Balance aus Agilität und Stabilität lassen sich nicht nur Entscheidungen besser umsetzen, sondern auch das Vertrauen und die Zufriedenheit im Team nachhaltig steigern.
Sie suchen eine Sparringspartnerin und Coach auf Augenhöhe, der Sie unterstützt? Schicken Sie mir eine Nachricht
Renate Freisler